29.07.2012, 04:50
Freitag war ein krasser Tag! Sowas vergisst man nicht so schnell.
In den letzten Tagen vorher wurde bereits der heisseste Tag des Jahres für unsere Region und Freitag prognostiziert. Dazu eine Regen- bzw. Gewitterwahrscheinlichkeit von 70-80% zum Nachmittag. Alles gut - Nachmittags wollten wir eh wieder zu Hause sein.
Treffpunkt "Highnoon", oder umgangssprachlich 12:00 Uhr.
Zu Hause schon beim Packen des Tankrucksackes und beim Anblick der langen Socken und der "Funktions-Wäsche" (der sogenannten Mopped-Leggings) für unter die schwarze (!) Schutzkleidung Schweissausbrüche...
Nun gut, mit immer langsamer werdenen Bewegungen in die Hose, die Stiefel. Jacke, Handschuhe und Helm im allerletzten Moment ganz schnell alles zusammen angezogen und schnell los in den Fahrtwind.
Irgendeine Anzeige vor einer Sparkasse zeigte 38° im Schatten an...
Der Himmel blau, wolkenlos. Der Asphalt, ebenso wie die Reifen, warm und weich und klebrig. Kehren von 180° - egal ob auf- oder abwärts - mit maximalem Fun zu cruisen.
Zwischendurch 2 kurze Zigarettenpäuschen, dann endlich gegen 14:30 das Halbzeitziel zur Essensaufnahme erreicht: ein Biergarten am lustig plätschernden Bach mitten im Wald. Idylle pur, Entspannung pur (soweit ab von der Zivilisation, dass es nicht mal Händy-Empfang gibt).
Tja, Getränke und Essen bestellt. Getränke kommen schnell, Essen dauert. Essen dauert immer noch. Der Himmel bewölkt sich langsam. Essen dauert. Erste Donner zu hören. Essen dauert immer noch. Die meisten Gäste zahlen und es macht sich Aufbruchstimmung breit. Nach dem das Essen immer noch dauert, fragen wir nach: der "wireless"-Bestell-Transmitter zur Bon-Druck-Maschine in die Küche spinnte. Es wird uns versprochen, die Essen ganz schnell zu bringen. Erste Tröpflein landen auf dem riesigen Sonnenschirm über uns.
Wir sind voller Zuversicht. Die Tropfen nehmen zu. Wir denken uns nichts dabei, aber holen sicherheitshalber die Helme, die an den Möps auf dem Parkplatz am Blinker hängen.
Als erstes kommt mein Essen. Der Kellner bietet uns an, doch ins Haus zu kommen. Wir lehnen freundlich und frohen Mutes ab (froh, dass es endlich etwas abkühlt und ein leichter Wind einsetzt). Die Tropfen werden mehr und ich wechsel die Seite des Tisches - vom Rand des Schirmes zur Mitte.
Der Kellner bringt die anderen Teller. Inzwischen regnet es innerhalb von Sekunden stetig stärker, so dass der Kellner ein gewisses "Sonnenschirm-Hopping" hinlegt, damit die Speisen nicht allzu nass werden. Auf die erneute Aufforderung, doch im Gebäude zu speisen, erwähnen wir nur kurz unsere ja noch getragene Schutzkleidung, und dass wir im "schlimmsten" Fall ja auch unsere Jacken noch haben.
Kaum ist der Kellner weg, wird aus dem Regen ein Regensturm, und aus dem Regensturm ein Regeninferno. Und als wir dachten, es gibt keine Steigerung, wird aus dem Regeninferno eine Regenapokalypse. Und wer halbwegs bei Verstand ist, der lacht in dem Moment noch und sagt sich "mehr geht nicht", der verliert in dem Moment den Glauben, denn Petrus hat nicht nur noch eine Schippe draufgelegt und das Wasser kam nicht nur von oben und allen Seiten, sondern es steigerte sich nochmals und es fingt an zu hageln.
Die Sonnenschirme hoben und senkten sich, verbogen sich allmählich und es war fürchterlich laut.
Wir haben wirklich bis zum letzten Moment gedacht: jetzt ist die Spitze erreicht und dann ists vorbei. Aber es wurde noch mehr. In einem leichten Anflug von einsetzender Panik haben wir irgendwie unsere Sachen geschnappt und sind Richtung Haus geflüchtet.
Wir mussten 3 Sonnenschirme passieren und vom letzten waren es etwa 10 Meter über 3 Stufen zur Tür. Auf dieser Strecke wurden wir so nass, dass das Wasser in die Körperöffnungen drang!
Das Essen schwamm bis zum Tellerrand im Wasser und glich einer Suppe, das halbgetrunkene Glas Schorle war wieder voll!
Drinnen angekommen, stellten wir fest, dass der Strom ausgefallen war.
Wir bekamen vom sehr freundlichen Personal Decken und Handtücher.
Mit Humor machten wir uns über das aufgeweichte Essen her und spekulierten, wie wohl die Zufahrt durch den Waldweg aussehen könnte.
Der Sturm und der Regen liess allmählich nach und die ersten Mutigen gingen hinaus, um sich umzusehen.
Tja, und allmählich und langsam wurde den etwa 15 Gästen (uns eingeschlossen) und den Angestellten das Ausmass des Unwetters deutlich: ein Baum war gebrochen und lag queer über die einzig befahrbare Zufahrt. Doch nicht nur das: dieser Baum hatte die Stromleitung zur idyllisch abgelegenen Destination mit in die Tiefe gerissen... Telefonleitung übrigens auch.
Ab diesem Zeitpunkt setzte dann bei allen dieses Gefühl ein: da machst du nix. Jetzt musst du warten. Hilfe kommt von aussen. Nur wann, weiss keiner.
Um es kurz zu machen: eine Stunde später schien wieder die Sonne, das Tal und der Wald dampfte, wie in den Tropen. Irgendwann hörten wir Motorsägen der Feuerwehr und es tauchte ein VW-Bus der RWE auf, die es irgendwie durch den Wald auf Schleichwegen zu uns geschafft hatten.
Insgesamt lagen wohl 4 umgestürzte Bäume auf der Zufahrt, die geräumt wurden. Der Strom war im angrenzenden Dorf komplett weg und wurde umgeleitet.
Gegen 19:15 konnten wir zur Heimreise antreten und wir sind alle auf dem kürzesten und schnellsten Weg nach Hause gedüst.
Wir hatten Glück: etwa 500 Meter vom Restaurant zog eine Windhose durchs Tal und hat wie ein grader Strich sämtliche Bäume abgeknickt. Wir waren grad so im Bereich der Ausläufer.
Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn das Zentrum über uns "gefegt" hätte.
Ich hab bis heute gebraucht, das zu verarbeiten...
Also wenn man unter einem Sonnenschirm steht und du wirst von vorne, hinten, rechts und links nass und dir springen Hagelkörner in die Nasenlöcher, dann weisst du, dass die Natur Kraft hat. Viel Kraft. Sehr viel Kraft. Und du bist nur ein Wurm. Eine Mikrobe. Du hast dem gar nichts entgegenzusetzen.
In den letzten Tagen vorher wurde bereits der heisseste Tag des Jahres für unsere Region und Freitag prognostiziert. Dazu eine Regen- bzw. Gewitterwahrscheinlichkeit von 70-80% zum Nachmittag. Alles gut - Nachmittags wollten wir eh wieder zu Hause sein.
Treffpunkt "Highnoon", oder umgangssprachlich 12:00 Uhr.
Zu Hause schon beim Packen des Tankrucksackes und beim Anblick der langen Socken und der "Funktions-Wäsche" (der sogenannten Mopped-Leggings) für unter die schwarze (!) Schutzkleidung Schweissausbrüche...
Nun gut, mit immer langsamer werdenen Bewegungen in die Hose, die Stiefel. Jacke, Handschuhe und Helm im allerletzten Moment ganz schnell alles zusammen angezogen und schnell los in den Fahrtwind.
Irgendeine Anzeige vor einer Sparkasse zeigte 38° im Schatten an...
Der Himmel blau, wolkenlos. Der Asphalt, ebenso wie die Reifen, warm und weich und klebrig. Kehren von 180° - egal ob auf- oder abwärts - mit maximalem Fun zu cruisen.
Zwischendurch 2 kurze Zigarettenpäuschen, dann endlich gegen 14:30 das Halbzeitziel zur Essensaufnahme erreicht: ein Biergarten am lustig plätschernden Bach mitten im Wald. Idylle pur, Entspannung pur (soweit ab von der Zivilisation, dass es nicht mal Händy-Empfang gibt).
Tja, Getränke und Essen bestellt. Getränke kommen schnell, Essen dauert. Essen dauert immer noch. Der Himmel bewölkt sich langsam. Essen dauert. Erste Donner zu hören. Essen dauert immer noch. Die meisten Gäste zahlen und es macht sich Aufbruchstimmung breit. Nach dem das Essen immer noch dauert, fragen wir nach: der "wireless"-Bestell-Transmitter zur Bon-Druck-Maschine in die Küche spinnte. Es wird uns versprochen, die Essen ganz schnell zu bringen. Erste Tröpflein landen auf dem riesigen Sonnenschirm über uns.
Wir sind voller Zuversicht. Die Tropfen nehmen zu. Wir denken uns nichts dabei, aber holen sicherheitshalber die Helme, die an den Möps auf dem Parkplatz am Blinker hängen.
Als erstes kommt mein Essen. Der Kellner bietet uns an, doch ins Haus zu kommen. Wir lehnen freundlich und frohen Mutes ab (froh, dass es endlich etwas abkühlt und ein leichter Wind einsetzt). Die Tropfen werden mehr und ich wechsel die Seite des Tisches - vom Rand des Schirmes zur Mitte.
Der Kellner bringt die anderen Teller. Inzwischen regnet es innerhalb von Sekunden stetig stärker, so dass der Kellner ein gewisses "Sonnenschirm-Hopping" hinlegt, damit die Speisen nicht allzu nass werden. Auf die erneute Aufforderung, doch im Gebäude zu speisen, erwähnen wir nur kurz unsere ja noch getragene Schutzkleidung, und dass wir im "schlimmsten" Fall ja auch unsere Jacken noch haben.
Kaum ist der Kellner weg, wird aus dem Regen ein Regensturm, und aus dem Regensturm ein Regeninferno. Und als wir dachten, es gibt keine Steigerung, wird aus dem Regeninferno eine Regenapokalypse. Und wer halbwegs bei Verstand ist, der lacht in dem Moment noch und sagt sich "mehr geht nicht", der verliert in dem Moment den Glauben, denn Petrus hat nicht nur noch eine Schippe draufgelegt und das Wasser kam nicht nur von oben und allen Seiten, sondern es steigerte sich nochmals und es fingt an zu hageln.
Die Sonnenschirme hoben und senkten sich, verbogen sich allmählich und es war fürchterlich laut.
Wir haben wirklich bis zum letzten Moment gedacht: jetzt ist die Spitze erreicht und dann ists vorbei. Aber es wurde noch mehr. In einem leichten Anflug von einsetzender Panik haben wir irgendwie unsere Sachen geschnappt und sind Richtung Haus geflüchtet.
Wir mussten 3 Sonnenschirme passieren und vom letzten waren es etwa 10 Meter über 3 Stufen zur Tür. Auf dieser Strecke wurden wir so nass, dass das Wasser in die Körperöffnungen drang!
Das Essen schwamm bis zum Tellerrand im Wasser und glich einer Suppe, das halbgetrunkene Glas Schorle war wieder voll!
Drinnen angekommen, stellten wir fest, dass der Strom ausgefallen war.
Wir bekamen vom sehr freundlichen Personal Decken und Handtücher.
Mit Humor machten wir uns über das aufgeweichte Essen her und spekulierten, wie wohl die Zufahrt durch den Waldweg aussehen könnte.
Der Sturm und der Regen liess allmählich nach und die ersten Mutigen gingen hinaus, um sich umzusehen.
Tja, und allmählich und langsam wurde den etwa 15 Gästen (uns eingeschlossen) und den Angestellten das Ausmass des Unwetters deutlich: ein Baum war gebrochen und lag queer über die einzig befahrbare Zufahrt. Doch nicht nur das: dieser Baum hatte die Stromleitung zur idyllisch abgelegenen Destination mit in die Tiefe gerissen... Telefonleitung übrigens auch.
Ab diesem Zeitpunkt setzte dann bei allen dieses Gefühl ein: da machst du nix. Jetzt musst du warten. Hilfe kommt von aussen. Nur wann, weiss keiner.
Um es kurz zu machen: eine Stunde später schien wieder die Sonne, das Tal und der Wald dampfte, wie in den Tropen. Irgendwann hörten wir Motorsägen der Feuerwehr und es tauchte ein VW-Bus der RWE auf, die es irgendwie durch den Wald auf Schleichwegen zu uns geschafft hatten.
Insgesamt lagen wohl 4 umgestürzte Bäume auf der Zufahrt, die geräumt wurden. Der Strom war im angrenzenden Dorf komplett weg und wurde umgeleitet.
Gegen 19:15 konnten wir zur Heimreise antreten und wir sind alle auf dem kürzesten und schnellsten Weg nach Hause gedüst.
Wir hatten Glück: etwa 500 Meter vom Restaurant zog eine Windhose durchs Tal und hat wie ein grader Strich sämtliche Bäume abgeknickt. Wir waren grad so im Bereich der Ausläufer.
Nicht auszudenken, was hätte passieren können, wenn das Zentrum über uns "gefegt" hätte.
Ich hab bis heute gebraucht, das zu verarbeiten...
Also wenn man unter einem Sonnenschirm steht und du wirst von vorne, hinten, rechts und links nass und dir springen Hagelkörner in die Nasenlöcher, dann weisst du, dass die Natur Kraft hat. Viel Kraft. Sehr viel Kraft. Und du bist nur ein Wurm. Eine Mikrobe. Du hast dem gar nichts entgegenzusetzen.
Transzendenz, Resilienz, Transparenz. Und "omm".