02.10.2021, 19:10
GPZ500S (D) wird zum Renner
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02.10.2021, 20:48
Doch der Reihe nach
Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, der Lampenausschnitt und der Sitzbankbezug mit Tape gestaltet. So sollte der e-geprüfte Auspuff samt dB-Eater zum Einsatz kommen: Verzurren der Moppeds im Hänger erfordert immer eine Limbo-Einlage um wieder raus zu kommen. Kurz nach Mittag erst losgekommen, unterwegs noch knapp 100 Liter Super in Kanister getankt, 500 km weitgehend an das 100km/h-Hängertempolimit gehalten, da trifft man erst im Dunkeln auf dem Spreewaldring ein. Einen Stellplatz gesucht und da unser Lager aufgebaut. Am ersten von vier Veranstaltungstagen die Anmeldung und die technische Abnahme absolviert. Ich konnte die Startnummer 500 ergattern An den ersten beiden Tagen war das Wetter sehr durchwachsen, einige teils länger anhaltende Regenschauer ließen das genußvolle fahren auf der Strecke nicht zu. Zudem haben wir alle am ersten Tag die sehr niedrigen zulässigen Geräuschwerte am STC deutlich überschritten, was zu einer Veranstaltungsunterbrechung und einer neuerlichen Geräuschmessung geführt hat. Erst nach diversen Nachbesserungen am montierten Shark-Auspuff der GPZ konnte ich den geforderten Geräuschwert von 95 dB(A), in 50cm seitlich vom Austritt gemessen erreichen, bei 75% der Nenndrehzahl ! Seit dem ragt ein Endrohr eines VW Käfers hinten aus dem Endtopf. Im Verbindungsrohr zwischen Krümmer und ESD steckt ein weiterer Käferdämpfer und im originalen dB-Eater deckt ein eingelegtes Blech die Hälfte der Durchtrittsöffnungen ab. So zugestopft verliert die GPZ an Drehvermögen und zu allem Überfluss hatten wir die 50PS-Vergaserdeckel montiert und die 60PS-Deckel zu Hause vergessen. Da meine eigentliche Rennmaschine eine Kawa Z750Twin ist und die noch auf ihren "Regenreifen", den Conti RoadAttack 3, stand, habe ich mich am Vormittag des zweiten Tages damit vergnügt. Im Turn vor der Mittagspause ist es dann passiert. Mit wahrscheinlich noch zu kalten Reifen und schon im Eifer des Gefechts ist mir ausgangs der Wittekurve der Vorderreifen ansatzlos weggeschmiert und ich bin samt Mopped bis an die Boxenmauer geschlittert. Die Airbagweste ist aufgegangen, die Lederkombi hat ihren Dienst getan und mich vor schlimmen Verletzungen und Abschürfungen bewahrt. Ich konnte mich aus der Rückenlage mit aufgeblasener Weste auf alle Viere umdrehen und mich an der Boxenmauer hochziehen. Das Training wurde unterbrochen, mein Mopped geborgen und ich von den Sanitätern versorgt. Da keine erkennbaren schlimmen Verletzungen vorlagen wurde ich auf meinen Wunsch und mit Unterschrift nicht zur weiteren Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Puh, was für ein Mist, aber das war der erste Sturz in meinen vier Jahren Motorradfahren auf Rennstrecken. Für den Rest des zweiten Tages stand mir der Sinn nicht nach Motorradfahren. Ich habe mich mit der Suche nach blauen Flecken, Salben und Schmerztabletten beschäftigt. Der blaue Fleck am rechten Ellbogen beginnt kurz hinter dem Handgelenk und erstreckt sich fast bis in die Achselhöhle, dazu Schmerzen an den rechten Rippen, das tiefe Atmen muss ich schmerzhaft praktizieren. Dazu eine Prellung knapp über dem Steißbein, die mir erst aufgefallen ist, als ich mich abends ins weiche Bett (Schaumstoffmatratze) gesetzt habe. Auf einer harten Bank kann ich problemlos sitzen. Die abstehenden Krümmer haben sich als Sturzbügel bewährt, diverse Teile sind dennoch beschädigt und von einer Reparatur vor Ort habe ich abgesehen: Damit war der Weg frei für die GPZ, mir die verbleibenden zwei Tage als Rennmopped zu dienen
02.10.2021, 21:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.10.2021, 21:14 von MichaelZ750Twin.)
Mit Heparinsalbe, Verband und zwei Ibuprofen 400 ging es dann am sonnigen dritten Tag wieder auf's Mopped und die Strecke.
Meine Schwiegertochter in spe durfte mit dem Fotografen in das Infield der Rennstrecke, was viel bessere Perspektiven ermöglicht als sie von außen möglich sind. Hier eine bunte Auswahl an Bildern. Anflug auf die 180°-Waldkehre und durch die Waldkehre durch Meine Lieblingskurve, das Omega, eine lange Rechtskurve, in der man den passenden Radius finden muss, um zügig durchzufahren: Gleiche Kurve, ich diesmal hinter meinem Sohn auf der #435, einer Aprilia RS125 mit Rotax-(BMW F650ST)-Motor mit 48PS Danach die Kiwikurve, in der mir doch tatsächlich einmal der Seitenständerausleger aufgesetzt hat: Die Wittekurve, etwa an der Stelle, wo mir mit der 750er das Vorderrad weggerutscht ist. Wie war das noch mal mit der Angstbewältigung ?
02.10.2021, 21:29
Auch am vierten Tag war das Wetter super und wir hatten unseren Spaß
Das mit dem "Daumen hoch" muss ich noch üben: Auch mein Sohn ist mit der GPZ gefahren und war sehr angetan: Wieder ich auf der GPZ und in der Wittekurve, die Angst scheint erfolgreich gebannt zu sein: Nochmal die Waldkehre: Bei der Ausfahrt von der Strecke in die Boxengasse ist ein eindeutiges Handzeichen zu geben:
02.10.2021, 22:01
Noch ein paar Impressionen:
Blick entlang der Start/Zielgeraden und in die Boxengasse Die Strecke mit Blick ins Fahrerlager. Rechts der weiße Transit markiert unser Lager Vorderreifen, der 120er ist etwas zu breit für die 3.00-Felge, fährt sich aber wunderbar: Hinterreifen, bis zur Kante genutzt: Vorderbremse: Die Zangen und Beläge der GPZ sind so klein, das sie nur einen Teil der zur Verfügung stehenden Fläche nutzen. Die Wirkung ist hervorragend, wegen des großen Handbremszylinders ist aber etwas mehr Handkraft erforderlich. Zuhause heute alles wieder ausgeladen: Schnappschuss mit GPZ und Kater: So, das war der Bericht zum Aufbau und zur Nutzung einer Renn-GPZ500 binnen acht Wochen Wie geht es jetzt weiter ? Sowohl mir als auch meinem Sohn hat die GPZ so viel Spaß gemacht, das wir uns entschlossen haben, eine echte Rennmaschine draus zu machen ! Was steht also auf dem Plan bis nächstes Frühjahr ? 60PS-Vergaserdeckel Für den Spreewaldring werden wir wohl einen eigenen Auspuff bauen, der bleischwere Seriendämpfer der ER5 liegt ja noch rum, der serienmäßige 2-in-2 auch. Weit vorn sind auch neue Ventilschaftdichtungen, die GPZ raucht stark im Schiebebetrieb aus hohen Drehzahlen. Wenn man den Kopf schon runter nimmt, kann man auch Kanäle bearbeiten, Ventile polieren und einschleifen. Ansonsten die ganze Elektrik rauswerfen, nur das Nötigste behalten. LiMa, Anlasser und kleine Batterie werden wir belassen, das erleichtert den Umgang ungemein, auch wenn sich hier einige Kilos einsparen ließen. Die Lenkerposition ist nicht optimal, also muss die Verkleidung samt -halter geändert, wahrscheinlich auch der Lenkeinschlag begrenzt werden, was für den Rennbetrieb ohnehin eine empfohlene Massnahme ist. Der LuFiKa (Luftfilterkasten) fliegt raus, K+N-Filter kommen dran, an den Vergasern wird passend abgestimmt oder gleich andere eingebaut. Der Heckrahmen wird erheblich geändert, wahrscheinlich ein viel schlankerer Höcker mit flachem Sitzpolster angebaut. Ich werde in unregelmäßigen Abständen von den Fortschritten berichten, bis April 2022 ist ja noch etwas Zeit. Die Linke zum Gruß, Michael
02.10.2021, 22:28
Hi Morpheus,
für die Markierung der Schrauben wird sog. Schraubensicherungslack verwendet. Wir nutzen den von Petec (gern auch deren Dichtmassen). Sind kleine Fläschchen mit integriertem Pinsel, wie von Nagellacken bekannt. Gibt es in verschiedenen Farben. https://petec.de/produkte/?prodid=345&v=1
03.10.2021, 13:11
Sauber, feine Bilder... gerne weiter so. Schön, dass Dein / Euer Projekt der Zette so gut lief. Ich hoffe, deine Verletzungen heilen schnell ab!
04.10.2021, 07:29
Toller Bericht. Schade um die Z, aber die bekommt ihr gewiss wieder hin.
Das klingt ja so als würde es demnächst noch mehr zu hören/lesen geben von eurem Renner. Habt ihr eine Klasse in der ihr dann auch mit 60PS mitfahren könnt ? Oder ist das dann lediglich aus Spaß an der Freude ?
Hi Michael,
man man man, nicht runterfallen! Hoffe, Dir gehts gut! Wir waren - wie angekündigt - am WE in Groß Dölln, die kleine Kawa lief am ersten Tag zunächst gut und schnell, dann im letzten Turn hat sie zwischem 7 und 9.000 lustlos gesprotzt... ich auf Reserve, aber nicht besser... Abends Tank voll gemacht und Kerzen angeguckt, sahen ok aus (Iridium)... also Sonntag wieder raus damit... leider nicht besser, sondern schlechter, bis ich sogar mit Schwarzer Flagge wegen krasser Fehlzündungen rausgeholt und informiert wurde... Zum Glück geht ja der Trend zum Ersatzbike, also zackig die Zahnriemenducati für die Strecke umgebaut und die Kisten umgemeldet... so ging es dann mit etwas mehr "Schwung" weiter... ... In der Mittagspause haben wir uns nochmal der gpz gewidmet, Membrane kontrolliert und die zugänglichen Vergaserkanäle mit Druckluft durchgepustet, dann aber nicht mehr gestestet. Das habe ich heute, sie läuft wieder einwandfrei! Insgesamt war es super geil. Ich freu mich schon auf nächses Jahr wieder zusammen. Bis dahin läuft auch mein Sachs-gpz-Racer Glück auf Boris
04.10.2021, 20:47
Hi Rubino,
ja, es wird mehr zu lesen und zu sehen geben, wie gesagt, in unregelmäßigen Abständen. Am 18. April beginnt unsere "Rennsaison" 2022, spätestens acht Wochen vorher beginnt wieder die ganz wilde Schrauberei Über 55PS veranstaltet der Alteisen.Training e.V. nur ein Rennen pro Jahr, das 3h-Rennen in Chambley (F). In der Klasse bis 55PS sind es vier Rennen. Die Klasseneinteilung für das 3h-Rennen 2022 wird noch diskutiert, die nächst höhere Klasse wird wohl bis etwa 75PS gehen. Kein Problem, das macht mit 60PS auch Spaß. Hi Boris, Großdölln steht mit auf dem Plan für 2022. Die Strecke will ich endlich mal fahren Auf deinen Sachs-GPZ-Umbau bin ich sehr gespannt. DLzG, Michael
04.10.2021, 21:45
Hab mit Begeisterung mitgelesen, bin schon gespannt wie es weiter geht.
Gruß Kawa-C
05.10.2021, 23:15
Hi Kawa-C,
danke Dir ! Habe mir ein paar Gedanken zur Leistungssteigerung der 60PS-Version gemacht Ich habe ein Auspuffberechnungsprogramm bemüht und dafür die Nenndrehzahl auf 11.000 U/min ausgelegt. Bei der Drehzahl wäre die mittlere Kolbengeschwindigkeit bei 21,3 m/s, was am oberen Ende der Belastbarkeit von Großserienkolben liegt. Die Steuerzeiten der Nockenwellen sind asymmetrisch, um 5° verschoben. Das ist nicht viel, evtl. lässt sich da aber noch etwas Leistung rausholen. Verstellbare Nockenwellenräder (Langlöcher) sind für die Anpassung erforderlich. Eine Hubraumvergrößerung scheint auch möglich, das frage ich aber in einem eigenen Thread nach Liebe Grüße, Michael
09.10.2021, 00:32
12.10.2021, 18:17
02.03.2022, 19:26
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.03.2022, 19:30 von MichaelZ750Twin.)
Hi liebe GPZ500-Treiber,
die Vorbereitungen für die Rennsaison 2022 sind losgegangen Das erste Event des Jahres sind zwei Tage Alteisen.training auf dem Spreewaldring, Anreise am Ostersonntag, 17. April. Ok, das sind ja noch sechs Wochen bis dahin. Da ich bereits letztes Jahr dort große Mühe hatte, die Geräuschwerte einzuhalten, war die Entscheidung klar. Der verrostete originale 2-in-2-Auspuff kommt wieder dran. Die Endtöpfe könnte man ja noch herpolieren, aber die Krümmer sind bröselig rostig und eine Seite des Interferenzrohrs hat aufgehört zu existieren. Da sollten vier Flügel dran sein, in die man (evtl. mit Dichtring) das Rohr der anderen Seite einsteckt. Es ist noch ein Flügel dran und der ist auch eingerissen. Also war die Montage einfacher, aber die Freude währte nicht lang. Die Fussrasten sind mit der Zurückverlegung und den zugehörigen Alu-Halteplatten leider den originalen 2-in-2-Endtöpfen im Weg. Also den Rastenkram komplett demontiert, auch den Fussbremszylinder (FBZ) abgeschraubt, die Bremsflüssigkeit blieb drin, der Hydraulikkreis ungeöffnet. Ja, da muss wohl die Flex ran und die vordere Strebe der rechten Auspuffhalterung vom Rahmen abtrennen, sonst wird das nie was mit dem Freiraum für den FBZ. Also vorbereiten zur Flexaktion, dann kann ich auch gleich die unnötigen Halter am Heckrahmen entfernen. Evtl. probiere ich noch den 2-in-1-Krümmer zusammen mit dem am Rohr getrennten ER5-Endtopf. Mal sehen wo der sitzt und ob evtl. die Fussrasten an Ort und Stelle bleiben können. Da ich noch weitere abzuschließende Schrauberobjekte habe, wird die GPZ500 bis Ostern nicht mehr groß umgebaut, nur für 2022 rennfertig gemacht Der Frontverkleidung habe ich größere Rundungen an der Innenseite verpasst, damit Züge, Schläuche und Kabel vom Stummellenker nach unten Platz haben und nicht ewig am Plastik reiben. Zusätzlich habe ich noch die zwei "Oberarme" des Frontverkleidungshalters etwas nach vorn gebogen, was dem Lenker, genauer den Hebeln, entscheidenden Platz verschafft. Damit kann ich eine ausgewogenere Lenkerstellung erzielen. Noch ein paar Bilder zum Saisoneinstieg: |
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