herzog_jehzorn schrieb:aber nach über 300km müssten die solangsam eingefahren sein.oder???
Ja, da sollten die sich schon einigermaßen aufeinander eingespielt haben.
unabhängig davon muss aber auch ein deutlicher Druckpunkt vorhanden sein,
nur an der eigentlichen "Bremsleistung" würds dann mangeln.
herzog_jehzorn schrieb:worauf muss man achten wenn man sich ne andere pumpe verbauen will????
Da das eins der wenigen Themen ist die hier noch nicht vollkommen ausgelutscht sind,
und sich offensichtlich auch noch keiner hier Ernsthaft damit beschäftigt hat geh ich mal drauf ein.
Dazu zu Anfang ein kleiner Hydraulik-Exkurs.
Folgende Gesetze sind erstmal wichtig:
(1) Druck = Kraft pro Fläche --> p [Bar] = F [N] / A [cm²]
(2) Volumen = Weg mal Fläche --> V [dm³] = s [mm] * A [cm²]
Wobei wir hier von runden Kolben sprechen, also ist die Kolbenfläche A = (Pi * d²)/4
Die Bremsanlage entspricht im groben dem 08/15 Lern und Übungsbild zum einstieg aus der Hydraulik, einer Hydraulikpresse.
Der Druckkolben wäre hier unsere Bremspumpe, der Arbeitskolben der Bremssattel.
[Bild:
http://www.lehrerfreund.de/xinha/plugins...ip_440.png]
Da der Druck in einem Raum überall gleich wirkt,
und unter vernachlässigung aller Verluste erhalten wir aus (1)
(3) p = F1 / A1 = F2 / A2
und daraus:
F1 / A1 = F2 / A2 = F1 / F2 = A1 / A2 = d1² / d2²
Sowie V1 = V2 und damit aus (2):
s1/s2 = A2/A1
Für mehrere Arbeitskolben verhält sich dasSystem ähnlich wie in der Elektrizität:
Bei einer "Parallelschaltung" wie z.B. im 2-Kolbensattel oder bei der Doppelscheibenbremse
bleibt der Druck gleich (pges = p1 = p2 ... = pn) und das Volumen wird addiert (Vges = V1 + V2 + ....+Vn).
![Laughing Laughing](https://gpz.info/images/smilies/icon/lol.gif)
Bischn Formelgeklopfe, zurück zur Praxis.
Das 87er A-modell hat eine "1/2" Pumpe.
Dabei ist vom Durchmesser des Kolbens in Zoll die Rede, ergo = d = 12,7 mm
Das A-Modell ab '88 hat hingegen eine "5/8" Pumpe, also d = 15,875 mm
Was passiert jetzt wenn wir eine 5/8" Pumpe an die 87er Einscheibenanlage bauen ?
Da es sich hier je um Nissin-standart Pumpen der gleichen Generation handelt, gehen wir mal davon aus,
dass sich der Hebelarm des Bremshebels nicht verändert hat, sprich wir mit der identischen Kraft und Weg
auf den größeren Kolben drücken.
Also bleiben unsere Kraft F1 und Weg s1 gleich, die Fläche A2 und damit auch das verdrängte volumen V1 wird größer.
Der Druck den wir erzeugen sinkt aufgrund von (1) und damit die Kraft F2 die auf den Arbeitskolben wirkt.
Aber unser V1 ist gestiegen, und damit der Weg s2 den der Arbeitskolben zurücklegt.
Allerdings hat sich an dem Arbeitskolben nichts geändert, und er kann immer noch nur den
identischen weg zurücklegen bis die Bremsbeläge an der Scheibe schleifen und eine Bremswirkung
sowie unseren gefühlten Druckpunkt im Bremshebel erzeugen.
Und hier sind wir am kritischen Punkt der praktischen Anwendung: Die Dosierbarkeit.
Theoretisch haben wir jetzt mit der größeren Pumpe eine geringere Kraft und damit geringeres Bremsmoment,
aber die Beläge packen wesentlich schneller wegen dem größeren Weg der theoretisch zurückgelegt wird.
Sprich wenn wir bei einer Schreckbremsung genauso "in den Hebel langen" wie vorher,
steht das Vorderrad deutlich schneller.
Wir brauchen dazu mehr Kraft, können diese aber schlechter bzw. nur gefühlloser auf dem kürzeren Weg einsetzen,
was die Gefahr sich bei einer Schreckbremsung abzulegen deutlich erhöht.
Soweit der Fall "wir tauschen die Pumpe"
Baut man ein Bremssystem von Grund neu auf, spielen noch weit mehr Faktoren bei dem Thema eine Rolle.
Sei es die Bremsscheibengröße, und damit der Hebelarm des Bremsmoments, die größe der Bremsbeläge,
und natürlich auch ganz wichtig der Wirkunsgrad von Pumpe und Bremskolben.
Immerhin sprechen wir hier von seit 20 jahren gealteter Technik und moderner Standart sieht bekanntlich anders aus.
Vollkommen vernachlässigt, sofern es nur um die Pumpe geht, haben wir auch noch:
passt die überhaupt an den Lenker, wo sitzt der Hebel, wie groß ist der Hebelweg ...
Und, nicht vergessen: Allein andere Bremshebel sind schon eintragungspflichtig
So, ich hoffe ihr habt alle gut aufgepasst, morgen schreiben wir einen kleinen Test